Tuesday, July 04, 2006

Rückzug - Engagement

Mache/r wird sich fragen, weshalb ich hier und gerade jetzt auf dieses Noch-immer-Tabuthema hinweise. Nun, was sich die Programm-Gestalter bei der Terminierung gedacht haben, das weiß ich nun nicht. Sicher werden heute Abend nur sehr wenige vom WM-Halbfinalspiel hin zu arte-tv wechseln.
Manche/r, der/die hier reinliest, wird sich immer mal fragen: Worum kämpft sie eigentlich?
Nun, ich bin eine von vielen Betroffenen, eine Überlebende von sexuellem Missbrauch, genaugenommen von jeder Form von Missbrauch. Durch Therapien bin ich soweit durch, mein Zustand ist erfreulich stabil. Was mich noch immer begleitet, sind
Einschlaf- und Durchschlafprobleme, die auch immer wieder zu Tagen voller Erschöpfung und Müdigkeit führen und natürlich die Migräne, sowie die Nahrungsmittelallergien. Irgendwelche "Restbestände" bleiben wohl immer.













ZDF: Sie haben maßgeblich dazu beigetragen, dass das Tabu, das bisher die Themen Kinderhandel und sexuellen Missbrauch von Kindern umgeben hat, zu brechen. Wie viel Mut hat Sie das gekostet?

Königin Silvia: Das hat mich jeden Mut gekostet. Es ist ja nicht einfach, als Frau oder als Mutter, als Königin über solche Themen zu sprechen. Sexueller Missbrauch von Kindern ist ja das Schlimmste, was man sich eigentlich vorstellen kann. In vielen Ländern ist es ja auch immer noch ein Tabu. Aber ich finde, wenn man nicht darüber spricht, dann kann man den Kindern auch nicht helfen. Das ist das Wichtigste.

Ich habe im Laufe der Jahre gemerkt: es ist ein unbequemes Thema, auch für Politiker. Aber ich finde, dass da die menschliche Aufgabe viel größer ist. Es ist ein humanitäres Anliegen, den Kindern zu helfen, die dieses furchtbare Erlebnis gehabt haben. Und es ist eine langwierige Sache: Sie brauchen psychologische und medizinische Unterstützung, sie müssen Hilfe bekommen, dass sie sich selbst über Wasser halten können, also einen Beruf erlernen, damit sie nicht wieder Opfer werden von diesem schlimmen Verbrechen.


Was mich mein Leben lang gerettet hat, ist meine vielfältige Kreativität. Das habe ich auch vor einer Woche bei meinem Gespräch beim hiesigen Versorgungsamt wegen der beantragten Leistungen nach OEG geäußert. Prekäre Situationen wurden nicht angesprochen, und doch wurde vieles wieder hochgespült, aus anderen Zeiten zwar, doch auch da gab es viel an Verletzung. Seither suche ich Ruhe, Rückzug. Neue Verletzung kam hinzu, zuviel wurde aufgewühlt, so dass ich die Ruhe, die ich brauche, nicht finde. Nicht zuhause, wo auch am Wochenende in aller Frühe Nachbarn mit den Türen schlagen oder Handwerker mit der Flex arbeiten. Nicht im Park, nicht in mir und weitere Termine stehen an, für die ich Kraft brauche.
Genau wie Luisa war auch ich heute im Waschsalon, doch Erdung fand ich da nicht. Wie auch in der eher uranischen Atmosphäre.
Aber nun habe ich sie doch gefunden, meine innere Ruhe und meine Kraft. Durch was? Mit Musik, etwas singen und natürlich malen. Darüber habe ich dann wieder alle Zeit vergessen. Das Ergebnis, meine Krähen-Dose wird ganz lustig. Ich freue mich jedenfalls schon mal dran.
Auf den Strassen herrscht reger Verkehr, alles eilt zu Treffs, zum Fandorf oder Heim zur Glotze, die WM-Spannung ist fast greifbar, scheint mir.