Monday, August 14, 2006

Noto - Andiamo!


Am Rande Europas, tief im Süden, liegt an der Ostküste Siziliens die kleine Stadt Noto. Hier gibt es keine Fast-Food-Ketten, und die einzige Tankstelle hat nur eine Zapfsäule mit Bedienung. Trotzdem ist Noto weder verschlafen noch von der Welt abgeschnitten. Für die Jugendlichen des Ortes stellt sich die Frage: Sollen sie in Noto bleiben und dort nach einem der wenigen Arbeitsplätze Ausschau halten oder lieber im Modemekka Mailand, in der Autostadt Turin oder sonst wo im reichen Norditalien nach Zukunftsperspektiven, dem pulsierenden Leben und dem Lifestyle fahnden? Verlängern lässt sich die Kindheit jedenfalls nicht. Der Abschied naht, und der Aufbruch ins Ungewisse ist unvermeidlich. Die charismatischen Alten versuchen, die Jungen zu halten, aber die Versuchung auszubrechen ist stark. Noto ist voller barocker Schönheit und atmet die heiße Wüstenluft Afrikas. In den späten Nachmittagsstunden beginnt alles zu glühen, die Fassaden und die Gesichter der Menschen. Nach dem großen Erdbeben von 1693 als aristokratische Vision an einem Hang terrassenartig errichtet, lebte die kleine Stadt still vor sich hin, bis 1996 die Kuppel der Kathedrale S. Francesco einstürzte und eine gewaltige Staubwolke den Himmel verdunkelte. Seitdem stützen wuchtige Holzkrücken den altersschwachen Dom, und die Menschen von Noto sind unruhig geworden.

Eine wunderschöne Duko über den Ort und seine Bewohner. Ich war nie dort und doch fühle ich mich dort verwurzelt, alles scheint mir vertraut, die Gassen, die Cafes, die Menschen, die Palazzi, die Olivenhänge. Das zu sehen ist wundervoll, fast ist es, als könne ich den Duft riechen, die Sonne auf meiner Haut spüren. Ich liebe dieses Land.

Und ich hoffe, im Libanon weden die Waffen für immer schweigen, auch wenn ich es nicht glaube.