Sunday, June 08, 2008

Das Leben feiern




Gestern habe ich wie immer vor einem Auftritt einen Spaziergang gemacht. Ich traf ein kleines Rotschwänzchen, das sich eifrig mit mir unterhielt, auch gestattete, dass ich Fotos machte, doch nach dem zweiten war es verschwunden, als sei es nie da gewesen. Mein Kopf wurde etwas freier, ich versuchte dem Schmerz nicht zuviel Aufmerksamkeit zu schenken und habe mich auf den Auftritt vorbereitet.

Es war das tollste Fest, auf dem ich seit Langem war! Der junge Chor feierte 10-jähriges Bestehen und hatte enorm was auf die Beine gestellt! Unser Dirigent war denn auch voll des Lobes. Wir hatten unsere Songs nochmal komplett durch gesungen, trotzdem waren alle, inclusive Dirigent sehr aufgeregt. Im ersten Teil der Veranstaltung sangen wir die erste Hälfte... und alles klappte! Wir waren enorm erleichtert, das Publikum war sofort begeistert! Auch der dritte Chor war superklasse, der Auftritt der Tänzer auch... alles komplett gelungen, was sich nach der Pause fortsetzte. Vom Niveau her hätte das auch in der Stadt die Menschen begeistert... auch für Eintrittsgeld! Alle hatten Spaß, die Stimmung war super!

Nach den Auftritten bezog eine Band die Bühne und wir tanzten bis bald um zwei in der Nacht...ich mit großer Ausdauer dabei. In bester Stimmung gings dann nach Hause.

In der Nacht wachte ich dann durstig auf... meine Füße fühlten sich dick geschwollen an, die rechte Hand konnte nicht greifen... ach ja, sie hatte ja die Bekanntschaft mit einer Autotüre gemacht... ich rieb alles mit Arnika ein und schlief weiter.

Gut, dass ich mich nicht für einen Lauf gemeldet hatte... chillen war zunächst angesagt, raus in die Sonne! Und wie immer in den letzten Wochen, kaum habe ich ein Buch vor der Nase, kommen mir Gedanken und ich beginne zu schreiben... nicht hier, sondern auf Papier, der Block füllt sich zusehends. Zwischendurch dann Haushalt. Den PC fahre ich nicht mehr sofort hoch, die Zeit ohne Kiste ging auch... doch diese Meldung gab mir zu denken: «Ich bin nach Akihabara gekommen, um Menschen zu töten», sagte der 25-Jährige Japaner der Polizei. «Ich habe diese Welt satt. Jeder ist okay. Aber ich bin einsam», wird der Amokläufer zitiert.

Ich schrieb erst kürzlich darüber... Einsamkeit ist wirklich hart, ich kenne sie selber... jeder muss wohl seinen eigenen Weg finden, vor allem einen Sinn im Leben finden! Ich bin mit vielen Talenten gesegnet, sobald ich wieder auf der Spur des Lebens angelangt bin, lasse ich mich auch wieder von kleinen und großen Leidenschaften erfassen, sei es Singen, Fotografieren... so finde ich nix dabei von einer einzigen Hibiscusblüte mit Begeisterung an die 50 Aufnahmen zu machen. Auch das Fest gestern zeigte, wie schön und erfüllend Leben sein kann... wenn mehrere befreundete Chöre aufeinandertreffen, kann es eigentlich nur ein besonderes Fest werden!

Im Unterschied zu meinem früheren Chor sind dies Vereine... früher habe ich über Vereine die Nase gerümpft. Doch dies ist eine egalitäre Gruppe, in der jede/r nach eigenen Interessen Aufgaben freiwillig übernimmt und dazu steht. Jede/r wird dafür geachtet und in ihrer/seiner Funktion akzeptiert. Es ist ein geordnetes Miteinander, aber immer offen für neue Ideen, der Zusammenhalt ist gewachsen, trotzdem oder gerade deshalb bin ich als Neue herzlich aufgenommen worden... ich bin mit Begeisterung dabei!

Stichworte der Woche: Inspiration und Kreativität, an- und aufregende Begegnungen, die Kunst des Spielens und Flirtens, überraschende Wendungen, alter Wein in neuen Krügen, Störungen und Irritationen, wachsende Spannung