Friday, March 28, 2008

Winter ade - bergeweise Erinnerungen durch Judith Jannberg




Die Farben dieser Anemonen sind eine echte Herausforderung für Fotografen! Bei vielen Krokussen ist es das gleiche Spiel.

Der Wintereinbruch ist Schnee von gestern. Mit dem wieder beginnenden Frühling war ich denn auch gleich joggen, 3 Runden + Gymnastik, aber immerhin, es geht wieder. Heute waren die Vögel und die Eichhörnchen sehr zutraulich, doch beim Laufen habe ich keine Digi mit... die kleinen blauen Veilchen blühen und die Sakura haben keinen Schaden genommen, wenn die Temperaturen am WE wirklich steigen, gibt es im Park ein prächtiges Blütenmeer in unterschiedlichen Rosatönen zu bestaunen.

Luisa hat alte Tagebücher ausgegraben, schreibt, alle Zeiten sind jetzt, in gewisser Weise stimmt das! Die Zukunft kennt keiner, bzw. erlebt sie nicht im Voraus, aber die Vergangenheit kann jederzeit über die Eindrücke und Gefühle wieder lebendig werden. Tagebuch hätte ich schon als Kind gerne geschrieben, doch es gab in meiner "Familie" ja nicht einmal ein Briefgeheimnis. Ich hatte Brieffreundinnen, mit denen ich mich rege austauschte, doch je älter ich wurde, umso seltener wurden meine Briefe beantwortet, was nicht an den Freundinnen lag, sondern am "Vater", der ja auf der Post arbeitete und wußte, wie man Briefe öffnet! In meiner Ehe ging es nicht viel besser, sogar Notizen im Terminkalender wurden gegen mich verwendet, vor allem, wenn ich notiert hatte: "das war ein schöner Tag!" Es war nicht akzeptabel, dass es mir gut gehen könne! So habe ich erst nach der Scheidung begonnen zu schreiben, Kladde um Kladde füllte sich. Vieles habe ich darin versucht zu verarbeiten... und genau das war der Grund, weshalb ich 1999 um die 30 Tagebücher vernichtet habe, nur wenige Skizzen und Notizen trennte ich heraus. Ich wollte nicht, dass jemand darin ließt und vor allem wollte ich niemanden, vor allem nicht meine Kinder mit dem Inhalt belasten. Es war ein gutes Gefühl, als dieser PapierBerg voller Vergangenheit nicht mehr präsent war!

Doch in dieser Woche wurde vieles aus diesen Jahren und davor wieder lebendig... durch das Buch "Ich bin ich" von Judith Jannberg. Sie hat es 1980 geschrieben, bzw. verfasst, denn geschrieben hat es Elisabeth Dessai für sie. 1980 beendete ich mein Studium, die Themen dieser Niederschrift wurden bei mir zum größten Teil erst später aktuell. Immer wieder stieß ich auf Dinge, die meine eigene Geschichte wieder lebendig werden ließ. Elisabeth Dessai ist mir aus den Achtzigern ein Begriff, denn mit meinen Kindern im Gepäck und dem entsprechenden Beruf hatte ich natürlich ihre Bücher gelesen und begonnen eigene Konzepte zu entwickeln, was wohnen mit Kindern, alternative Bauweisen etc anbelangt.

Judith Jannberg war ein Heimkind, empfand das als Makel. Ich selber wollte lieber in einem Heim leben... sie hatte es eindeutig besser in dem Heim, als ich in dieser "Familie"! Die Schilderung ihrer Ehe, da kommt mir vieles sehr bekannt vor! Ich werde immer mal gefragt, ob es denn so etwas heute noch gebe: schlagende Männer... UND OB! Aber auch mich schlägt keiner mehr!

Nach ihrer Ehe, bzw. noch währenddessen, begann sie Kurse zu geben... wie ich auch. Doch sie begann damit in einer wirtschaftlich besseren Zeit. Viele Bildungsstätten wollten mich für die unterschiedlichsten Bereiche als Dozentin... doch heute kann sich kaum eine Frau solche Kurse leisten. Immer haben sich zu wenige Teilnehmer angemeldet. In Nürnberg und den umliegenden Städten wurden die Programme drastisch zusammen gestrichen. Judith Jannberg hatte schon einen dornigen Weg, heute ist er nur so gepflastert mit Schwierigkeiten. Auch ich habe gelernt mit sehr wenig auszukommen... was ist aus ihr geworden? frage ich mich immer wieder.

Und Elisabeth Dessai? Alternative Wohnformen werden in nächster Zukunft sicher wieder ein großes Thema sein! Ihre Überlegungen hätten Bauen und Wohnen wandeln können! Schade, dass ihre wertvollen Anregungen kaum Anklang fanden, denn es ging ja nicht nur um kindgerechtes Wohnen, sondern vor allem um generationenintegrierendes Wohnen und Leben ohne Landschaften zu zerstören oder über Gebühr zu belasten. Also keine Ghettos für Familien mit kleinen Kindern hier und Senioren dort. Elisabeth Dessai hat wichtige Pionierarbeit geleistet, die mehr Beachtung finden sollte!!