Monday, March 03, 2008

Emma hat sich ausgetobt und bläst weiter




«Emma», die kleine Schwester von «Kyrill», hatte auf der Südstadt-Kirche ganze Arbeit geleistet. Zwischen Kirchenportal und Südstadtbad liegt ein wohl 30 Quadratmeter großes Blechstück, zusammengeknüllt wie ein gebrauchtes Taschentuch. Die Blechdachreste auf der Westseite des Mittelschiffs waren aufgerollt wie der Deckel einer Fischdose. Feuerwehr-Spezialisten der Höhenrettungsgruppe kletterten in 40 Metern Höhe um das wohl 120 Quadratmeter messende Knäuel herum, während die Sturmböen wieder stärker wurden. 140 Stundenkilometer in der Spitze waren für den Nachmittag vorausgesagt - der Blechhaufen wurde mit Spanngurten verzurrt und gesichert ... so liegt er noch immer da. Emma hält wohl nicht viel von Kirchen, auch am Dach der Lorenzkirche sind Schäden zu verzeichnen. Das dünne Gebälk des Hallenchor-Dachstuhls bog sich gegen 14 Uhr unter dem Druck der Windböen. Zahlreiche Ziegel lösten sich in bis zu 40 Metern Höhe, durchschlugen tiefer liegende Dachteile oder zerbarsten auf dem Kopfsteinpflaster des Lorenzer Platzes. Feuerwehrkräfte und Mitarbeiter einer Dachdecker-Firma fuhren im stark schwankenden Drehleiterkorb hoch zu den Schadenstellen, um diese gefährlichen Dachbereiche zu sichern.

Die Gemeinde St. Lorenz will nun die Erneuerung des Hallenchor-Dachs beschleunigen, der Platz kann ja nicht bei jedem Sturm abgesperrt werden! Abgeknickte Verkehrszeichen, verwehte Mülltonnen, umgestürzte Baugerüste und jede Menge gefallene Bäume hielten die Helfer auf Trab.

Am Richard-Wagner-Platz deckte «Emma» Dachteile des Opernhauses sowie des gegenüber liegenden Siemens-Schuckert-Hauses ab. Von den steilen Giebeln krachten immer wieder Ziegel und Unterbau-Teile aufs Pflaster. Die FeuerwehrHöhenretter bargen auf den Dächern losgerissene Bauteile; die Polizei sperrte den Richard-Wagner-Platz weiträumig ab.

In der Nürnberger Innenstadt flogen am Vormittag Wahlplakate wie Geschosse durch die Luft, teilweise hinauf bis zu den Laternenspitzen. Im Norden des Stadtgebiets, in Schniegling und in Laufamholz, fielen reihenweise Bäume um. Bis zu 40 Meter hohe Fichten mit ausladenden Ästen, die der böige Wind einfach umdrückte: auf Häuser, auf Autos, auf andere Bäume. Dorthin wollte ich meine nächste Radeltour machen... ist eine schöne Gegend! Daraus wird wohl nix, dort muss aufgeräumt werden, es windet noch immer, regnet weiter, ist abgekühlt... von Frühling kann nun keine Rede sein!