Saturday, April 22, 2006

La Serenissima - Venedig, 1575

Selber war ich ja nie dort, bisher, doch die Märchen, die in dieser Stadt gesammelt wurden gefallen mir. Venedig wird sicher, solange es die Stadt gibt, einen ganz besonderen Reiz behalten, und mag er noch so morbid sein.

Venedig im 16. Jahrhundert: Wie kann die Stadt unabhängig bleiben, obwohl sie von mächtigen Staaten umgeben ist? Wie verhandeln ihre Regenten erfolgreich mit Feinden, auch wenn diese über mehr Soldaten, Geld und Land verfügen? Und wie behauptet sich ein Stadtstaat gegenüber mächtigen und ausgedehnten Reichen wie dem Spanien Philipps II. und dem Osmanischen Reich unter Sultan Selim II.? Die Dokumentation sucht die Antworten auf diese Fragen in der Kunst.


ARTE F

Im Jahr 1575 übertrumpft Venedig sämtliche Städte an Reichtum und Ruhm. Die Stadt versetzt ihre Besucher in eine einzigartige Welt: Sich wiegende Schiffe, der Widerschein der Lichter auf dem Wasser, die Schönheit der Frauen, alles an Venedig verzaubert. Der Fremde schaut, staunt und sagt sich, dass das Leben hier schön und anders sein muss als zu Hause. Soweit der Schein. In Wirklichkeit ist der Triumph Venedigs weniger spektakulär. Andere Nationen treten als Rivalen auf: Spanien und das Osmanische Reich sind größer, mächtiger und gewinnen ständig an Einfluss. Doch Venedig lässt sich davon nicht beunruhigen, sondern vertraut seinen Architekten und Malern. Sie verfolgen alle das gleiche Ziel, nämlich die Schönheit Venedigs ohne Unterlass zu mehren, um den Ruhm der Stadt zu erhalten. Das Schicksal keiner anderen Stadt ist so eng mit der Kunst verwoben wie das von Venedig. Die Kunst trägt zum internationalen Prestige der Stadt bei, lässt Macht vermuten, gaukelt sie vor. Die Kühnheit und der freiheitliche Geist eines Tintoretto, Veronese und vor allem eines Tizian passen zu dieser vermessenen Stadt, die sich von niemandem etwas vorschreiben lässt und sich ungeachtet aller Hindernisse immer treu bleibt.