Schon beim Aufwachen war ich mit Papier, Druckvorgang und Motiven beschäftigt. Stehe auf und suche nach Literatur, finde nicht, was ich suche. Ist also auch verpackt im Keller. Rufe meine angeborene Jungfraumanier wach und schaue nach dem, was im Fundus hier vorhanden ist. Stimmt, auch Picasso hat viel mit Drucktechniken experimentiert. Finde einige wenige Beispiele. Doch wieder kommt mir HAP Grieshaber in den Sinn, finde im Internet etwas über ihn und sein Werk. Als ich zu Studentenzeiten zu Graphik-Biennalen fuhr, war er noch der große Star, heute werden seine Holzdrucke bei ebay preisgünstigst angeboten. Weitere Motiv-Möglichkeiten kommen mir in den Sinn, welche, die ich schon auf Dosen gemalt habe eignen sich etwas verändert auch hier. Bei dieser Drucktechnik kann ich ja nicht so filligran arbeiten wie bei Radierungen. Auch mehrfarbig zu arbeiten reizt mich. Bisher habe ich beim Drucken sehr viel Schwärze gebraucht, überlege mir für das nächste Mal Papier, auch welches von dem Bütten anzufeuchten, so wie ich das vom Radieren kenne. Es gilt zu experimentieren, mit der neuen Technik zu spielen. Bin schon gespannt, was als Ergebnisse vorliegen wird und so ganz nebenbei habe ich schnell ein Frühlingsmotiv auf einen Karton skizziert.
Jetzt, da die Migräne weg ist, geht mir alles wieder ganz flott von der Hand, mein Hirn ist voll einsatzfähig und meine Hände auch. Bin glücklich darüber und freue mich schon auf die neuen Drucke. Hier ist jeder Zustandsdruck auch ein Ergebnis, Reihungen sind interessant, so wie ich das vor zwei Jahren bei einer Ausstellung mit Werken von Picasso in München gesehen habe. Als Mann kann ich ihn absolut nicht schätzen, doch als experimentierender Künstler, der sich immer wieder verspielt wie ein Kind einer neuen Sache annahm, um daraus eigenes zu entwickeln, ist und bleibt er mein großes Vorbild. Auch ein Katalogbuch mit Werken Gauguins fiel mir in die Hände. Es ist für mich ein Traum wie er mit Farben gearbeitet hat. Mich beeindruckt immer wieder, welchen Einfluss die jeweilige Region auf sein Schaffen hatte, wünsche mir auch bald atmosphärische Anregungen in fernen Ländern holen zu können.
Ja und knappe zehn Stunden später liegt die fast fertige Matrix, also hier ist das die Druckplatte, auf meinem Tisch und meine rechte Hand will eine Pause einlegen. Aus der Ideenskizze am Morgen wurde eine Hommage an HAP Grieshaber, ein Frühlingsbild, das sich gut zu den Märchenbildern einfügt. Es war nicht ganz leicht, mich auf schwarz-weiß-sehen einzustellen, da ich ja sonst sehr vieleschichtig in Farbe arbeite, aber es ging schneller als erwartet und ich bin gespannt wie ein Flitzebogen, wie sich das ganze am kommenden Mittwoch als Druck ausmacht.